Der Hamburger Sänger und Rapper Khalil Kry veröffentlicht heute eine weitere Single aus seiner EP „Salzwasser“ (VÖ 4. Juli). Während die EP als Ganzes Themen wie Rassismus, Rechtsruck und gesellschaftliche Unzugehörigkeit aus migrantischer Perspektive beleuchtet, widmet „Ich war erst 12“ sich ganz konkret zwei Szenarien aus Khalils Kindheit. Während die erste Hälfte des Tracks Einblick in eine rassistisch motivierte Polizeikontrolle gibt, erzählt die zweite Hälfte von einem sexuellen Übergriff, den Khalil als Kind durch eine erwachsene Frau erfahren musste. So unterschiedlich die beiden Thematiken auch sein mögen, hängen sie trotzdem zusammen: Mit teils schockierenden Lyrics gibt Khalil ehrlichen Einblick in die empfundene Hilflosigkeit, sein Leben und die Themen, die ihn nachhaltig prägen. Wie auch der Rest der EP findet „Ich war erst 12“ Platz auf einem jazzigen, Piano-lastigen Instrumental. Gemeinsam mit Neo-Klassik-Pianist Johannes Wasikowski und Pop-Pianist Paul Etschberger trifft Khalil Kry dabei die richtigen Töne zwischen Deutschpop, Rap, RnB sowie Indie und platziert auf diese Weise hochpolitische Statements auf catchy Piano-Beats.
Hier findet ihr „Ich war erst 12“ auf den Streamingseiten:
https://distrokid.com/hyperfollow/khalilkry1/ich-war-erst-12-feat-paul-etsch–johannes-wasikowski
Aufgrund der Themen innerhalb des Songs möchten wir euch zudem dazu motivieren, auf euch selbst Acht zu geben und den Song nicht zu hören, sollte er euch gegebenenfalls retraumatisieren können.
„Kein aber jetzt, sie haben sich hier wohl verschätzt /
Wegen Freund und Helfer denken Sie, dass ich mich nicht durchsetze? /
Den Personalausweis darf ich öfter prüfen /
Ich weiß, ihr handhabt das anders bei euch im Süden“
Mit verstellter Stimme stellt Khalil im ersten Teil von „Ich war erst 12“ einen Dialog zwischen seinem 12-jährigem Ich und einem deutschen Polizisten nach, mit dem wohl die meisten von Racial Profiling betroffenen Personen sich identifizieren können. Unbegründete Kontrollen, rassistische Sprüche und zunehmende Aggressionen treffen in diesem Part des Songs auf einen Jungen, der schließlich nur noch denken kann: „Bitte nicht schießen„. Kaum ist diese erste Geschichte erzählt und die Wut über das von Khalil Erzählte in den Köpfen seiner Zuhörer*innen angekommen, folgt eine weitere traumatische Erfahrung seiner Kindheit. Ebenfalls im Alter von 12 Jahren, nach einem Streit mit seiner Mutter, lernt Khalil eine erwachsene Frau kennen, bei der er sich verstanden und geborgen fühlt. Die Vertrautheit zu dieser älteren Frau endet jedoch schnell in einem sexuellen Übergriff, gegen den Khalil sich damals nicht zu wehren wusste. Zunehmend panisch, mit lauter Stimme, reflektiert Khalil die Gedanken die damals durch seinen Kopf gingen und macht damit deutlich, wie hilflos der Zwölfjährige damals in unterschiedlichsten Lebenssituationen gewesen ist.
„Ich verstehe das gar nicht, verdammt, gerate in Panik /
Meine Beine wurden taub, bei Gott, erkennt ihr die Tragik? /
Will was sagen, doch die Stimmbänder gaben schon lange auf /
Weil ein Kind halt auch nicht weiß, was es hier zu sagen braucht“